Fast jeder zweite Mensch erlebt im Laufe seines Lebens mindestens einmal ein Nasenbluten. Doch wenn es häufiger passiert - besonders wenn Sie Medikamente einnehmen - ist das kein Zufall. Viele gängige Pillen, die Sie vielleicht täglich nehmen, können die Nasenschleimhaut trocken machen oder die Blutgerinnung beeinträchtigen. Das führt dazu, dass kleine Blutgefäße in der Nase leichter reißen. Und das ist kein seltenes Problem. Studien zeigen, dass Medikamente eine der häufigsten Ursachen für wiederkehrende Nasenbluten bei Erwachsenen sind.
Welche Medikamente lösen Nasenbluten aus?
Nicht nur starke Blutverdünner wie Warfarin oder Clopidogrel sind schuld. Auch viele über-the-Counter-Präparate, die Sie ohne Rezept kaufen, können das Risiko erhöhen. Zu den bekanntesten Auslösern gehören:
- NSAIDs wie Ibuprofen (Advil, Motrin), Naproxen (Aleve) und Ketoprofen - sie hemmen die Blutplättchen und verhindern, dass das Blut richtig gerinnt.
- Aspirin, selbst in niedriger Dosis (81 mg täglich) zur Herz- und Gefäßvorsorge - es ist einer der häufigsten Gründe für Nasenbluten bei Erwachsenen.
- Antikoagulanzien wie Warfarin (Coumadin) - diese Medikamente verändern die Gerinnungsfaktoren im Blut und erhöhen das Risiko deutlich.
- Nasensprays mit Oxymetazolin (z. B. Afrin) - wenn sie länger als drei Tage genutzt werden, führen sie zu einer Rebound-Vasodilatation: Die Nasenschleimhaut wird trocken, rissig und anfällig für Blutungen.
- Antihistaminika und andere Allergiemittel - sie trocknen die Schleimhäute aus, besonders in trockenen Räumen oder im Winter.
- Heparin - bei manchen Menschen kann es nach 5-10 Tagen zu einer gefährlichen Nebenwirkung namens Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT) kommen, die auch mit Nasenbluten einhergeht.
Was viele nicht wissen: Selbst ein einzelner Schuss Ibuprofen kann bei jemandem mit empfindlicher Nasenschleimhaut ein Nasenbluten auslösen. Das gilt besonders für ältere Menschen oder Personen mit Bluthochdruck, die schon eine veränderte Gefäßstruktur haben.
Warum genau passiert das?
Die Nase ist ein Netzwerk aus dünnen, oberflächlichen Blutgefäßen - besonders im vorderen Bereich, wo sich der Kiesselbach-Plexus befindet. Diese Gefäße liegen direkt unter der Schleimhaut und sind leicht verletzbar. Wenn Medikamente die Blutgerinnung hemmen oder die Schleimhaut austrocknen, wird dieser Bereich zum Schwachpunkt.
NSAIDs und Aspirin blockieren ein Enzym namens Cyclooxygenase. Dadurch produziert der Körper weniger Thromboxan A2 - ein Molekül, das Blutplättchen zusammenklebt. Ohne genug davon kann das Blut nicht richtig gerinnen, selbst bei kleinsten Verletzungen.
Antikoagulanzien wie Warfarin wirken anders: Sie stören die Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren. Das führt zu einem erhöhten INR-Wert - ein Laborwert, der misst, wie lange das Blut braucht, um zu gerinnen. Ein hoher INR bedeutet: Das Blut gerinnt zu langsam. Bei einem Nasenbluten kann das schnell zu einer starken, schwer zu stoppenden Blutung werden.
Decongestants wie Oxymetazolin verengen zunächst die Blutgefäße - das fühlt sich an, als würde die Nase frei werden. Aber nach ein paar Tagen kommt der Rebound-Effekt: Die Gefäße weiten sich übermäßig, die Schleimhaut trocknet aus, wird dünn und bricht leicht. Das ist, warum Nasensprays nie länger als drei Tage hintereinander verwendet werden sollten.
Wie können Sie Nasenbluten durch Medikamente verhindern?
Die gute Nachricht: Sie müssen nicht auf Ihre Medikamente verzichten. Mit ein paar einfachen Maßnahmen können Sie das Risiko deutlich senken.
- Ersetzen Sie NSAIDs durch Paracetamol - wenn es um Schmerzen oder Fieber geht, ist Paracetamol (Tylenol) die sicherere Wahl. Es beeinflusst die Blutgerinnung nicht. Das empfehlen Ärzte und Kinderkliniken gleichermaßen.
- Feuchten Sie Ihre Nase täglich an - tragen Sie morgens, mittags und abends eine dünne Schicht Vaseline oder einen speziellen Nasenbalsam in die Nasenlöcher auf. Das schützt die Schleimhaut vor Trockenheit.
- Benutzen Sie Salzspray oder -gel - zweimal täglich ein Nasenspray mit Kochsalzlösung (isotonisch) hält die Schleimhaut geschmeidig. Keine Decongestants, nur reines Salz.
- Verwenden Sie einen Luftbefeuchter - besonders im Winter, wenn die Heizung die Luft trocken macht, hilft ein Kaltnebel-Befeuchter im Schlafzimmer. Die Luft sollte mindestens 40 % Luftfeuchtigkeit haben.
- Vermeiden Sie das Zupfen oder Rubbeln der Nase - selbst sanftes Ziehen an der Nase kann bei trockener Schleimhaut eine Blutung auslösen. Wenn es juckt, tupfen Sie vorsichtig mit einem feuchten Taschentuch.
- Limitieren Sie Nasensprays - kein Oxymetazolin länger als drei Tage. Wenn Sie chronische Verstopfung haben, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über alternative Behandlungen.
Was tun, wenn es doch zu einer Blutung kommt?
Die meisten Nasenbluten hören von selbst auf - wenn Sie richtig reagieren. Hier ist, was wirklich funktioniert:
- Setzen Sie sich aufrecht hin - legen Sie sich nicht hin. Halten Sie den Kopf gerade. Kopf nach hinten zu neigen ist ein Fehler: Dann läuft das Blut in den Rachen - das kann zu Übelkeit oder Erbrechen führen.
- Drücken Sie sanft die Nasenflügel zu - nicht die Nasenwurzel, sondern den weichen Teil unterhalb des Nasenbeins. Nutzen Sie Daumen und Zeigefinger. Halten Sie für 10-15 Minuten durch. Setzen Sie sich eine Uhr - es fühlt sich immer länger an, als es ist.
- Atmen Sie durch den Mund - das verhindert, dass Sie das Blut verschlucken.
- Legen Sie einen kalten Lappen auf die Nasenwurzel - die Kälte hilft, die Blutgefäße zusammenzuziehen.
Nach 15 Minuten: Vorsichtig loslassen. Wenn das Bluten weitergeht, wiederholen Sie den Druck noch einmal 10 Minuten. Wenn es nach 30 Minuten immer noch blutet - oder wenn Sie sich schwindelig, blass oder schwach fühlen - rufen Sie sofort einen Arzt oder gehen Sie in die Notaufnahme.
Wann ist es ein Notfall?
Nicht jedes Nasenbluten ist gefährlich. Aber einige Zeichen sollten Sie nie ignorieren:
- Die Blutung hört nach 30 Minuten Druck nicht auf.
- Sie fühlen sich schwindelig, blass oder bekommen kalte Hände.
- Sie haben auch andere Blutungen - blaue Flecken, Zahnfleischbluten, blutiger Stuhl.
- Das Nasenbluten kam nach einem Sturz, einer Schläge am Gesicht oder einer Nasenverletzung.
- Sie nehmen Blutverdünner und haben mehr als drei Nasenbluten pro Woche.
Wenn Sie Warfarin, Clopidogrel oder Aspirin einnehmen, ist selbst ein kleines Nasenbluten Grund, Ihren Arzt zu kontaktieren. Die Gefahr ist nicht das Nasenbluten selbst - sondern dass es nicht aufhört. Bei Menschen mit Blutgerinnungsstörungen kann eine Nasenblutung schnell lebensbedrohlich werden.
Was sagt der Arzt dazu?
Ärzte und Apotheker raten immer zu einer Medikamentenüberprüfung. Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Medikamente einfach absetzen. Sondern: Gemeinsam mit Ihrem Arzt prüfen, ob es alternative Wirkstoffe gibt, die weniger Blutungsrisiko bergen - oder ob die Dosis angepasst werden kann.
Einige Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen brauchen Aspirin oder Warfarin lebenslang. Für sie ist das Risiko eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts höher als das Risiko eines Nasenblutens. Deshalb ist es entscheidend, nicht selbst zu entscheiden, sondern mit Ihrem Behandlungsteam zu sprechen.
Wenn Sie häufig Nasenbluten haben, fragen Sie Ihren Arzt: „Könnte das an meinen Medikamenten liegen?“ Oder fragen Sie Ihren Apotheker: „Welche dieser Pillen könnten meine Nasenschleimhaut beeinträchtigen?“
Wer ist besonders gefährdet?
Einige Gruppen haben ein höheres Risiko:
- Ältere Menschen (über 45) - die Nasenschleimhaut wird mit der Zeit dünner und empfindlicher.
- Kinder - sie greifen oft in die Nase, und ihre Schleimhäute sind empfindlicher. Auch Medikamente wie Ibuprofen können bei ihnen leicht zu Blutungen führen.
- Schwangere - während der Schwangerschaft erweitern sich die Blutgefäße in der Nase. Kombiniert mit Medikamenten, die die Gerinnung beeinflussen, steigt das Risiko.
- Menschen mit Bluthochdruck oder Arteriosklerose - ihre Gefäße sind bereits gestresst. Jeder zusätzliche Reiz kann eine Blutung auslösen.
- Personen mit Blutgerinnungsstörungen - wie Hämophilie oder Thrombozytopenie - hier ist jedes Nasenbluten ernst zu nehmen.
Wenn Sie zu einer dieser Gruppen gehören, sollten Sie besonders auf Ihre Nasengesundheit achten. Eine regelmäßige Kontrolle der Nasenschleimhaut durch einen HNO-Arzt kann helfen, Probleme früh zu erkennen.
Fazit: Medikamente sind nicht der Feind - aber sie brauchen Aufmerksamkeit
Nasenbluten durch Medikamente ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Hinweis - ein Signal Ihres Körpers, dass etwas im Gleichgewicht gestört ist. Die Lösung liegt nicht darin, Ihre Pillen einfach abzusetzen. Sondern darin, sie bewusster einzusetzen: mit Feuchtigkeit, mit Vorsicht und mit einem Arzt, der weiß, was Sie einnehmen.
Ein paar Tropfen Vaseline, ein Luftbefeuchter, kein Nasenbohren - das sind einfache Dinge. Aber sie verhindern, dass ein kleiner Nebeneffekt zu einem großen Problem wird.
Können auch rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen Nasenbluten verursachen?
Ja. Ibuprofen, Naproxen und andere NSAIDs hemmen die Blutplättchenfunktion, was die Blutgerinnung verlangsamt. Selbst eine einzige Tablette kann bei empfindlichen Personen ein Nasenbluten auslösen, besonders wenn die Nasenschleimhaut trocken ist. Paracetamol ist hier die sicherere Alternative, da es die Gerinnung nicht beeinflusst.
Sollte ich meine Blutverdünner absetzen, wenn ich häufig Nasenbluten habe?
Nein. Blutverdünner wie Warfarin oder Aspirin werden oft lebenslang verschrieben, um Schlaganfälle oder Herzinfarkte zu verhindern. Das Risiko, diese abzusetzen, ist viel höher als das Risiko eines Nasenblutens. Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Arzt über Präventionsmaßnahmen wie Nasenfeuchtigung, Salzspray und die Vermeidung von NSAIDs.
Wie lange sollte ich Nasensprays wie Afrin benutzen?
Maximal drei Tage hintereinander. Längerer Gebrauch führt zu einem Rebound-Effekt: Die Nasenschleimhaut wird trocken, rissig und anfälliger für Blutungen. Wenn Sie chronische Verstopfung haben, brauchen Sie eine andere Lösung - z. B. Salzspray, Nasendusche oder einen HNO-Arztbesuch.
Warum hilft Vaseline bei Nasenbluten?
Vaseline bildet eine schützende Schicht über die trockene Nasenschleimhaut. Sie verhindert, dass die Haut reißt, und hält die Feuchtigkeit im Gewebe. Eine dünne Schicht dreimal täglich - besonders vor dem Schlafengehen - ist eine der effektivsten und einfachsten Vorbeugungen.
Wann muss ich zum Arzt gehen, wenn ich Nasenbluten habe?
Gehen Sie zum Arzt, wenn das Bluten nach 30 Minuten Druck nicht aufhört, wenn Sie sich schwindelig fühlen, wenn Sie andere Blutungen haben (z. B. blaue Flecken) oder wenn das Nasenbluten häufiger als drei- bis viermal pro Woche auftritt. Auch bei Verletzungen am Gesicht oder wenn Sie Blutverdünner einnehmen, ist eine medizinische Abklärung notwendig.
Kann ein Luftbefeuchter wirklich helfen?
Ja. Besonders im Winter, wenn Heizungsluft die Luft auf unter 30 % Luftfeuchtigkeit trocknet, ist die Nasenschleimhaut stark gefährdet. Ein Kaltnebel-Befeuchter im Schlafzimmer erhöht die Luftfeuchtigkeit auf 40-50 % und verhindert, dass die Schleimhäute austrocknen. Das reduziert Nasenbluten bei vielen Menschen deutlich.
Ist Nasenbluten bei Kindern oft auf Medikamente zurückzuführen?
Nicht immer. Kinder bohren oft in der Nase, was die häufigste Ursache ist. Aber wenn ein Kind regelmäßig Nasenbluten hat und Medikamente wie Ibuprofen einnimmt, sollte das geprüft werden. Auch bei Allergien, die mit Antihistaminika behandelt werden, kann die trockene Schleimhaut das Risiko erhöhen. In solchen Fällen ist Salzspray und Vaseline oft die beste Lösung.
Geschrieben von Fenja Berwald
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