Meldonium: Wirkung, Nutzen und Risiken im Überblick

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Klingt nach einem Geheimtipp aus der Welt des Sports: Meldonium. Kaum ein anderes Medikament hat in den letzten Jahren für so viel Gesprächsstoff gesorgt. Der Stoff, der ursprünglich in Lettland entwickelt wurde, sorgt nicht nur für Diskussionen bei Olympischen Spielen, sondern steht seit 2016 auch auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Doch was steckt wirklich hinter diesem Mittel? Für wen ist es gedacht, wer verwendet es, wie wirkt es und was sind die Risiken? Wir werfen einen ehrlichen Blick auf alle wichtigen Seiten des Themas Meldonium.

Was ist Meldonium? Ursprung und medizinische Verwendung

Meldonium, auch bekannt als Mildronat, kommt ursprünglich aus Lettland. Entwickelt wurde es in den 1970er-Jahren von Ivars Kalviņš für die Behandlung bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die originale Idee: Den Energiestoffwechsel in Zellen verbessern, damit Organe – besonders das Herz – auch bei Sauerstoffmangel besser funktionieren. Bei Erkrankungen wie Angina pectoris oder nach Herzinfarkten wurde und wird Meldonium vor allem in osteuropäischen Ländern oft eingesetzt. Gerade in Russland, Lettland und Weißrussland war und ist es ein gängiges Medikament. In Westeuropa blieb es dagegen eher unbekannt – dort gab es andere Behandlungsmethoden.

Meldonium wirkt, indem es die Umwandlung von Fettsäuren in Energie drosselt. So wird die Herzmuskelzelle dazu gezwungen, mehr auf Glukose (Zuckerstoffwechsel) statt auf „fette“ Energiequellen zu setzen. Dieses Vorgehen ist im Ernstfall deutlich effektiver, weil die Energiegewinnung aus Zucker bei wenig Sauerstoff viel effizienter abläuft als aus Fetten. Deshalb erleben viele Patienten mit Durchblutungsstörungen oft tatsächlich eine spürbare Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit.

Interessant: In der Europäischen Union ist Meldonium gar nicht als Medikament zugelassen. Nur einzelne Staaten wie eben Lettland, Georgien oder Russland verschreiben es Ärzten. Dort wurde Mildronat irgendwann in rund 30 Ländern eingeführt – weltweit. Ein Blick in die Zahlen von Grindex (dem Haupt-Hersteller) zeigt: Man spricht von Millionen verkauften Packungen und jahrzehntelanger ärztlicher Erfahrung. Wer sagt, Meldonium wäre ein ganz obskures Nischenmittel, liegt also ziemlich daneben.

Meldonium im Sport: Zwischen Hype und Doping

Richtig bekannt wurde Meldonium erst durch den Sport – da hatte die medizinische Forschung schon etliche Jahrzehnte fleißig Daten gesammelt. Die große Debatte entfachte sich, als berühmte Athleten meldeten, dieses Mittel zu großen internationalen Wettbewerben einzusetzen – darunter Tennisstar Maria Sharapova, diverse Leichtathleten, Schwimmer und Radsportler. Ab Januar 2016 stellte die WADA das Mittel offiziell auf ihre Liste der verbotenen Substanzen. Seither hagelte es Dopingsperren, positive Proben und viel Medienrummel.

Warum nutzen Sportler Meldonium? Das Ziel ist ganz klar: eine bessere Ausdauer, eine schnellere Erholung nach harter Belastung und ein stabilerer Kreislauf auch bei intensivem Training. Meldonium soll angeblich die Bildung von Nebenprodukten der Energiegewinnung (vor allem Laktat) verringern und die Sauerstoffnutzung der Muskeln optimieren. Das klingt nach Superkräften, ist in der Praxis aber schwer messbar. Die wissenschaftliche Datenlage ist zwiespältig: Während einige Studien aus Osteuropa tatsächlich positive Effekte berichten (z.B. eine leichtere Regeneration bei Herzpatienten), gibt es bislang kaum gute Studien mit leistungsfähigen, gesunden Athleten als Probanden.

Viele Anti-Doping-Labors wurden nach 2016 kreativ: Schnell erarbeiteten sie zuverlässige Tests zum Nachweis. Die Konsequenzen für positive Proben sind im internationalen Profisport klar geregelt: Sperre, Aberkennung von Ergebnissen, öffentliche Bloßstellung. Besonders pikant ist, dass Athleten oft argumentierten, sie hätten das Mittel für legitime medizinische Zwecke verwendet – in einigen Ländern war (und ist) die Anwendung ja gar nicht verboten. 2016 gab es eine Kontroverse zur Nachweisbarkeit: Meldonium bleibt recht lange im Körper, sodass sogar Athleten, die das Mittel Monate vor ihrer Dopingprobe genommen hatten, positiv getestet werden konnten. Inzwischen gelten aber strenge Grenzwerte.

Rund um Meldonium entstand ein regelrechter Schwarzmarkt, auf dem angeblich Top-Athleten mit nicht ganz legal besorgten Präparaten experimentierten. Besonders bei Ausdauersportarten und Teamsportarten sollen diverse Hinweise auf die Nutzung existieren. Wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist? Niemand weiß es genau – Meldonium ist günstiger als manches andere Dopingmittel und verschwindet in den meisten Ländern spurlos aus den offiziellen Statistiken, weil es gar nicht kontrolliert wird.

Wirkung von Meldonium im Körper – Was geschieht genau?

Wirkung von Meldonium im Körper – Was geschieht genau?

Wer Meldonium nimmt, verändert den Energiekreislauf seiner Zellen auf molekularer Ebene. Wissenschaftlich bedeutet das: Das Enzym Gamma-Butyrobetain-Hydroxylase wird in seiner Aktivität blockiert. Das ist der Schlüsselschritt, um aus Carnitin und Fettsäuren Energie zu gewinnen. Indem das blockiert wird, muss die Zelle ihre Energie anders bereitstellen – eben über den Zuckerstoffwechsel (Glykolyse). Besonders das Herzgewebe profitiert davon bei Sauerstoffmangel oder hohem Druck.

Was spüren Menschen nach der Einnahme? Patienten schildern oft ein besseres Belastungsgefühl – sie fühlen sich leistungsfähiger, weniger schnell erschöpft. Herzpatienten berichten von längeren Gehstrecken, weniger Brustschmerzen und manchmal sogar besserem Schlaf. Die Nebenwirkungen halten sich laut Studien in Grenzen: Übelkeit, gelegentlich ein erhöhter Puls oder Schlafstörungen – wirklich schwere Zwischenfälle sind ziemlich selten.

Eine interessante Studie aus Lettland mit Hunderten Patienten zeigte, dass besonders ältere Herzkranke von einer kurzfristigen Einnahme profitierten: Ihre „6-Minuten-Gehstrecke“ – ein international anerkannter Belastungstest – verlängerte sich nach vier Wochen Meldonium-Einnahme durchschnittlich um rund 15%. Das klingt wenig, ist aber im Alltag ein Riesenschritt, wenn man vorher nach wenigen Minuten schlappmacht.

Bei gesunden Sportlern stellt sich die Frage: Hilft Meldonium tatsächlich für den letzten Schritt zum Podium? Eindeutig belegen lässt sich das bislang nicht. Viele internationale Forscher fordern, das Potenzial weiter zu untersuchen, bevor man den Stoff als Super- oder Scheinmittel abstempelt. Keiner weiß, wie sich Dauereinnahme über Jahre auf gesunde Menschen auswirkt. Tierversuche legen nahe, dass das Herz weniger schnell „ausbrennt“. Ein Freifahrtschein für jedermann ist es trotzdem nicht.

EigenschaftenMeldonium
Medikamentenzulassung in EUNein
Klassische IndikationHerz-Schwäche, Durchblutungsstörung
Verwendung im SportHäufig (in Osteuropa)
HauptwirkmechanismusBlockade des Fettsäureabbaus, Förderung Glukose-Stoffwechsel
Häufigste NebenwirkungenSchlaflosigkeit, erhöhter Puls, Übelkeit

Risiken, Nebenwirkungen und rechtliche Lage

Kein Medikament ist frei von Risiken – bei Meldonium sieht das genauso aus. Die Liste der Nebenwirkungen mag relativ überschaubar sein, aber niemand sollte den Stoff wie Vitamintabletten konsumieren. Bestätigte Nebenwirkungen laut Herstellerdaten: Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, leicht beschleunigter Puls und manchmal allergische Reaktionen. In seltenen Fällen kommt es zu Blutdruckanstieg oder Kopfschmerzen. Es gibt Berichte, dass die Kombination mit anderen Herzmitteln zu Problemen führen kann.

Wichtig: Mit Medikamenten spielt man nicht. Wer ohne ärztliche Kontrolle experimentiert, riskiert ernste Zwischenfälle. Meldonium beeinflusst den Stoffwechsel von Medikamenten, die auf das Herz und den Kreislauf wirken. Besonders kritisch wird es, wenn das Mittel von Gesunden eingesetzt wird, die eigentlich keine medizinische Indikation haben. Die Langzeitfolgen beim Dauergebrauch durch gesunde Menschen sind nicht absehbar – Langzeitstudien fehlen schlichtweg.

Die rechtliche Situation ist eindeutig: In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Meldonium kein zugelassenes Arzneimittel. Damit ist Handel, Besitz und Gebrauch grundsätzlich illegal – es sei denn, eine Sondergenehmigung liegt vor. Im Sport ist der Nachweis im Blut oder Urin seit 2016 ein Dopingvergehen, mit teils drastischen Folgen wie monatelangen Sperren oder aberkanntem Preisgeld. Der private Kauf via Internet ist risikoreich, denn: Die Herkunft der Präparate ist oft unklar, und Fälschungen sind im Internetmarkt laut Recherchen von Arzneimittelbehörden weit verbreitet.

Ein weiteres praktisches Risiko: Viele internationale Sportverbände prüfen bei Wertungs- und Meisterschaftswettkämpfen gezielt auf Meldonium. Wer positiv getestet wird, ist raus – egal, ob die Einnahme medizinisch erklärbar war oder nicht. Die WADA gibt einen Schwellenwert vor, doch Unsicherheiten bei der Nachweiszeit bleiben (bis zu mehreren Wochen je nach Dosis, Körpergewicht und Stoffwechseltyp). Für Amateur- und Freizeitsportler lohnt sich das Risiko selten, weil der gesundheitliche und rechtliche Schaden groß sein kann.

Tipps zum Umgang mit Meldonium: Was tun, wenn doch eine Einnahme nötig ist?

Tipps zum Umgang mit Meldonium: Was tun, wenn doch eine Einnahme nötig ist?

Wer Meldonium aus medizinischen Gründen einnehmen muss – etwa weil ein lettischer oder russischer Arzt es verschrieben hat – sollte folgende Punkte beherzigen:

  • Immer mit dem Arzt Rücksprache halten und ehrlich über andere Medikamente sprechen.
  • Auf Symptome wie Herzrasen, Schlaflosigkeit oder Verdauungsprobleme achten und sofort melden.
  • Strenge Kontrolle über die Dosierung halten, nicht „auf Verdacht“ erhöhen.
  • Im Sport: Ärztliches Attest und vollständige Dokumentation mitführen, falls Dopingproben im Ausland drohen.
  • Kein Kauf im Internet – die Gefahr von illegalen Präparaten ist hoch!

Für Patienten, bei denen klassische Medikamente gegen Herzschwäche oder Durchblutungsprobleme nicht mehr richtig funktionieren, kann eine fachärztlich überwachte Einnahme von Meldonium eine Option sein – vor allem in Ländern, wo es regulär verschrieben wird. Wer zum Beispiel im Urlaub Medikamente aus Osteuropa mitbringt, sollte diese bei Einfuhr und Anwendung im Heimatland mit dem Hausarzt besprechen – nicht selten sind Substanzen in der einen Region Alltag, in einer anderen aber illegal.

Wem Meldonium in die Hände fällt – sei es aus Neugier, von Freunden oder aus dem Internet – sollte sich klarmachen: Es gibt leichter zu beschaffende, besser erforschte und sichere Alternativen für den Ausdauersport. Gesunde Menschen profitieren nicht automatisch – das Risiko überwiegt oft den fraglichen Nutzen. Und: Jeder, der im organisierten Sport unterwegs ist (sei es Spitzen- oder Vereinssport), riskiert seinen Ruf, seine Karriere und möglicherweise seine Gesundheit.

Klar ist: Die Forschung zu Meldonium steht erst am Anfang. Bis heute gibt es viel heiße Luft, zahlreiche Mythen und jede Menge offene Fragen. Wer auf seine Gesundheit achtet, bleibt bei bewährten, sicher zugelassenen Methoden – alles andere ist ein Glücksspiel mit ungewissem Ausgang.

6 Kommentare

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    Cathrine Riojas

    August 1, 2025 AT 08:01

    Meldonium ist kein Medikament, es ist eine biologische Waffe, die von Geheimdiensten entwickelt wurde, um Athleten zu kontrollieren und dann als Dopingmittel zu brandmarken-die WADA arbeitet mit Pharma-Konzernen zusammen, das ist kein Zufall. Die EU verbietet es, weil sie die Macht über den menschlichen Stoffwechsel behalten will. Wer es nimmt, wird zum Testobjekt. Niemand redet darüber, aber die Daten sind da-die Letten haben es seit den 80ern geheim genutzt, um ihre Soldaten und Spione leistungsfähiger zu machen. Ich habe die Original-Papiere gesehen. Sie lügen.

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    Jan prabhab

    August 2, 2025 AT 23:59

    Interessant, wie stark sich die Wahrnehmung von Medikamenten an geopolitischen Grenzen orientiert. Meldonium ist in Lettland ein Alltagsmittel, in Deutschland ein Doping-Schlagwort. Aber die Wirkmechanik ist dieselbe: Der Körper nutzt, was verfügbar ist. Warum wird ein Stoff, der Herzpatienten hilft, plötzlich böse, nur weil Sportler ihn entdeckt haben? Es ist kein moralisches, sondern ein ökonomisches Problem. Wir akzeptieren Koffein, Kortison, EPO-aber wenn es aus Osteuropa kommt, wird es zum Verbrechen. Die Doping-Debatte ist eine Projektion unserer kulturellen Überlegenheitsgefühle.

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    Mary Lynne Henning

    August 3, 2025 AT 23:08

    Ich hab’s gelesen. Warum muss das alles so lang sein? Einfach sagen: Ist verboten, wirkt vielleicht, aber nicht für Gesunde. Fertig.

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    Max Reichardt

    August 4, 2025 AT 08:42

    Wenn du Herzprobleme hast und dein Arzt es verschreibt, dann nimm es. Wenn du gesund bist und es nur für mehr Ausdauer willst-lass es. Es ist kein Superpille, aber auch kein böser Zaubertrank. Die Nebenwirkungen sind minimal, aber die rechtlichen Folgen sind ernst. Wer im Sport aktiv ist, sollte sich nicht auf unsichere Experimente einlassen. Einfach besser trainieren, schlafen, essen. Das funktioniert auch ohne Chemie.

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    Christian Privitera

    August 6, 2025 AT 01:51

    Ich find’s krass, wie viel Angst wir vor einfachen Stoffen haben 😅 Meldonium ist nicht böse, es ist nur ein Stoff, der den Körper anders nutzt. Wenn du krank bist, hilft es. Wenn du gesund bist, bringt es dir nicht viel. Und wenn du es illegal kaufst? Dann riskierst du nicht nur deine Karriere, sondern auch deine Gesundheit. Einfach mal den Arzt fragen, bevor du was aus dem Internet nimmst. Das ist der beste Tipp, den man hier geben kann. 💪❤️

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    Nina Hofman

    August 6, 2025 AT 11:35

    Ich hab neulich einen Bekannten getroffen, der in Lettland war und sich Meldonium verschreiben ließ wegen Herzrhythmusstörungen. Er sagt, es hat sein Leben verändert-er konnte wieder Treppen steigen, ohne kurz vor der Ohnmacht zu sein. Aber er hat auch gesagt, dass er es in Deutschland nie mehr bekommen könnte, weil es nicht zugelassen ist. Warum? Weil es zu billig ist, um von großen Konzernen vermarktet zu werden? Oder weil niemand hier genug darüber geforscht hat? Ich find’s traurig, dass wir Menschen, die davon profitieren, einfach abschreiben, nur weil es nicht aus der EU kommt.

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