Präventionsrechner für Inhalationskortikosteroide
Dieser Rechner ermittelt Ihr individuelles Risiko für Mundsoor und Heiserkeit bei der Anwendung inhalativer Kortikosteroide. Auf Basis Ihrer Eingaben erhalten Sie personalisierte Empfehlungen, wie Sie diese Nebenwirkungen effektiv vermeiden können.
Eingaben
Ihre persönlichen Empfehlungen
Wenn Sie einen inhalativen Kortikosteroid-Inhalator wie Flovent, Pulmicort oder Asmanex verwenden, dann wissen Sie: Er hält Ihre Lunge ruhig. Aber was passiert mit dem Rest des Medikaments? Der Teil, der nicht in Ihre Lunge gelangt, bleibt in Ihrem Mund und Hals zurück. Und genau dort kann er Schaden anrichten - nicht durch eine schwere Krankheit, sondern durch zwei lästige, aber vermeidbare Nebenwirkungen: Mundsoor und Heiserkeit.
Warum entsteht Mundsoor nach dem Inhalieren?
Mundsoor, auch oropharyngeale Candidose genannt, ist eine Pilzinfektion, die meist durch Candida albicans verursacht wird. Das ist kein fremder Keim - er lebt normalerweise harmlos in Ihrem Mund. Doch wenn Inhalationskortikosteroide dort ablagern, dämpfen sie die lokale Immunantwort. Die Pilze haben dann freie Bahn. Sie vermehren sich, bilden weiße, krümelige Flecken auf Zunge, Gaumen oder Wangeninnenseiten. Diese lassen sich oft leicht abkratzen - darunter kommt rotes, manchmal blutendes Gewebe zum Vorschein. Sie fühlen möglicherweise Brennen, Verlust des Geschmacks oder einen unangenehmen Geschmack im Mund.
Die Gefahr steigt mit der Dosis: Wer mehr als 800 Mikrogramm Beclomethason pro Tag inhaliert, hat ein deutlich höheres Risiko. Auch Menschen mit Diabetes (HbA1c über 7,0 %), ältere Patienten mit trockenem Mund oder schlechter Zahnhygiene sind besonders anfällig. Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigte, dass bis zu 30 % der langfristigen Inhalator-Nutzer irgendwann Mundsoor entwickeln - wenn sie nichts dagegen tun.
Warum wird Ihre Stimme heiser?
Heiserkeit ist fast genauso verbreitet wie Mundsoor, aber viel weniger diskutiert. Das liegt daran, dass sie nicht ansteckend ist und meist nur vorübergehend. Doch für jemanden, der viel spricht - Lehrer, Sänger, Kundendienstmitarbeiter - ist sie frustrierend. Die Ursache ist einfach: Wenn Kortikosteroide auf Ihre Stimmbänder treffen, reizen sie das Gewebe. Das führt zu Schwellungen, die die Vibration der Stimmbänder stören. Die Stimme klingt rau, brüchig, manchmal fast verschwunden.
Die Heiserkeit tritt oft innerhalb von Minuten nach dem Inhalieren auf und kann Stunden anhalten. Sie ist besonders häufig bei Fluticason und Budesonid, aber auch bei anderen Inhalatoren wie Ciclesonid oder Mometason. Einige Patienten berichten, dass sie ihre Stimme nur noch halbwegs normal verwenden können, wenn sie den Inhalator ohne Spacer benutzen.
Die drei einfachsten Wege, um beide Probleme zu vermeiden
Die gute Nachricht: Sie müssen nicht auf Ihre Medikamente verzichten. Die Nebenwirkungen lassen sich fast vollständig verhindern - mit drei einfachen, bewährten Schritten.
- Spacer verwenden - besonders bei MDI-Inhalatoren (Sprüh inhalatoren). Ein Spacer ist eine kleine Kammer, die zwischen Inhalator und Mund gehalten wird. Er fängt die größeren Medikamententröpfchen ab, die sonst im Mund hängen bleiben. Nur die feinen Partikel gelangen weiter in die Lunge. Studien zeigen: Wer einen Spacer nutzt, reduziert die Ablagerung im Mund um bis zu 60 %. Die Europäische Atemwegsgesellschaft (ERS) empfiehlt Spacer für alle Patienten, die mit Sprüh inhalatoren arbeiten - besonders bei Kindern und älteren Erwachsenen.
- Mund ausspülen und spucken - unmittelbar nach jeder Anwendung. Spülen Sie mit Wasser, gurgeln Sie, bewegen Sie das Wasser im Mund herum - mindestens 20 bis 30 Sekunden. Spucken Sie danach aus. Nicht schlucken! Diese einfache Geste senkt das Risiko für Mundsoor um 60 bis 70 %. Ein Patient aus einer Umfrage berichtete: „Ich hatte zweimal Mundsoor, bevor ich das Spülen gelernt habe. Jetzt mache ich es nach jeder Dosis - und seit drei Jahren habe ich keine Infektion mehr.“
- Die Technik verbessern - viele Patienten atmen zu früh oder zu flach ein. Die beste Methode: Atmen Sie langsam und tief ein, halten Sie kurz die Luft an, dann atmen Sie aus. Wenn Sie einen Spacer benutzen, atmen Sie fünfmal langsam durch den Mund hinein. Achten Sie darauf, den Kopf leicht nach unten zu neigen, wenn Sie inhalieren - das verhindert, dass das Medikament direkt auf die Stimmbänder trifft. Eine Studie zeigte: Wer eine korrekte Inhalationstechnik lernt, reduziert die orale Ablagerung um 50 %.
Was ist mit Zähneputzen?
Einige Ärzte empfehlen, nach dem Inhalieren die Zähne zu putzen. Das ist sinnvoll - aber nicht notwendig, wenn Sie gründlich spülen. Der Grund: Kortikosteroide können den Speichelfluss reduzieren. Weniger Speichel bedeutet weniger natürliche Reinigung - und damit mehr Kariesgefahr. Wenn Sie regelmäßig putzen, schützen Sie Ihre Zähne doppelt: gegen Karies und gegen Pilzansiedlung. Besonders wichtig ist das, wenn Sie abends inhalieren - viele vergessen dann das Spülen. Halten Sie ein Glas Wasser neben Ihrem Bett, damit Sie es nicht vergessen.
Was hilft, wenn es doch zu einer Infektion kommt?
Wenn Sie weiße Flecken sehen, Brennen spüren oder Ihre Stimme nicht mehr normal ist: Gehen Sie nicht einfach davon aus, dass es vorbeigeht. Mundsoor ist behandelbar - aber nicht mit Hausmitteln. Ihr Arzt kann Ihnen eine antifungale Lösung verschreiben, wie Nystatin-Suspension oder Clotrimazol-Tropfen, die Sie im Mund halten und dann ausspucken. Die Behandlung dauert normalerweise zwei bis vier Wochen. Und: Sie kann zurückkehren, wenn Sie die Prävention nicht beibehalten.
Einige Studien testen aktuell Probiotika-Mundspülungen als Vorbeugung - aber bislang ist kein Produkt als Standard empfohlen. Die beste Therapie bleibt: Prävention.
Warum tun so viele Patienten nichts?
Die meisten Patienten wissen, was sie tun sollen. Eine europäische Studie aus dem Jahr 2023 zeigte: Nur 45 % spülen regelmäßig nach dem Inhalieren. Warum? Weil es lästig ist. Weil man nachts müde ist. Weil man denkt: „Ich nehme ja nur einmal am Tag.“ Oder: „Ich benutze einen Spacer - da brauche ich nicht zu spülen.“
Doch hier liegt ein Irrtum. Ein Spacer reduziert das Risiko - aber nicht auf null. Die amerikanische Allergie- und Asthma-Gesellschaft (AAAAI) und die europäische GINA-Richtlinie sind sich uneinig: Die einen sagen, Spacer reicht. Die anderen sagen: Spacer und Spülen. Die neueste Übersichtsarbeit aus dem Juli 2025 in Healthcare empfiehlt klar: Beides zusammen ist die sicherste Strategie. Spacer verhindert, dass viel Medikament in den Mund gelangt. Spülen entfernt das, was trotzdem bleibt.
Was ändert sich in Zukunft?
Die Pharmaindustrie arbeitet an neuen Inhalatoren mit reduzierter oraler Ablagerung. Einige Modelle haben integrierte Spacer-Systeme oder spezielle Formulierungen, die weniger im Mund haften bleiben. Smart-Inhalatoren, die per App erinnern, ob Sie gespült haben, sind in Pilotprogrammen bereits im Einsatz. In Kliniken, wo Atemtherapeuten und Zahnärzte zusammenarbeiten, sank die Rate von Mundsoor um 35 % - weil Patienten nicht nur Medikamente bekamen, sondern auch konkrete Anleitungen zur Mundhygiene.
Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass über 260 Millionen Menschen weltweit Asthma haben - und davon mehr als 80 % inhalative Kortikosteroide benötigen. Das bedeutet: Millionen von Menschen sind täglich mit diesem Risiko konfrontiert. Doch die Lösung ist nicht teuer, nicht kompliziert - und sie liegt in Ihrer Hand.
Was Sie jetzt tun können
- Wenn Sie keinen Spacer haben: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker nach einem. Die meisten sind günstig und werden von der Krankenkasse übernommen.
- Spülen Sie nach jeder Anwendung - mit Wasser, nicht mit Mundwasser. Alkoholische Spülungen trocknen den Mund noch mehr aus.
- Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich - besonders wichtig, wenn Sie abends inhalieren.
- Prüfen Sie einmal pro Woche Ihren Mund im Spiegel: Weiße Flecken? Rote Stellen? Brennen? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt - nicht mit Ihrem Apotheker, nicht mit Google.
- Wenn Sie Heiserkeit haben: Experimentieren Sie mit der Kopfhaltung. Neigen Sie den Kopf leicht nach unten beim Einatmen - das lenkt das Medikament vom Kehlkopf weg.
Sie brauchen Ihre Inhalatoren. Sie brauchen sie, um atmen zu können. Aber Sie brauchen auch einen gesunden Mund. Beides geht zusammen - wenn Sie nur ein paar einfache Schritte machen. Es dauert 30 Sekunden pro Tag. Aber es kann Ihnen jahrelang Ärger ersparen.
Kann ich nach dem Inhalieren einfach Wasser trinken statt zu spülen?
Nein. Trinken spült das Medikament zwar hinunter, aber nicht aus dem Mund. Sie müssen das Wasser im Mund bewegen - gurgeln, schwenken, spülen - und dann ausspucken. Nur so wird das Medikament von Zunge, Gaumen und Wangen entfernt. Wer nur trinkt, riskiert, dass das Medikament weiterhin auf den Schleimhäuten bleibt.
Muss ich nach jeder Dosis spülen, auch wenn ich nur den Notfall-Inhalator benutze?
Ja - aber nur, wenn es ein inhalatives Kortikosteroid ist. Notfall-Inhalatoren wie Salbutamol (Ventolin) enthalten keine Kortikosteroide und verursachen keine Mundsoor. Wenn Sie aber einen Kombinations-Inhalator wie Symbicort oder Seretide verwenden - der Kortikosteroid und Bronchialerweiterer enthält - dann spülen Sie nach jeder Anwendung, egal ob es eine Notfall- oder eine Langzeitdosis ist.
Ist Mundsoor gefährlich?
Bei gesunden Erwachsenen ist es meist nur unangenehm - aber nicht lebensbedrohlich. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie nach einer Organtransplantation oder bei fortgeschrittenem HIV, kann die Infektion in die Lunge oder den Blutkreislauf wandern. Deshalb ist Prävention besonders wichtig. Selbst bei gesunden Patienten kann eine unbehandelte Infektion zu Schmerzen, Essstörungen und sogar zur Absetzung des Inhalators führen - was das Asthma verschlimmert.
Warum hilft ein Spacer bei manchen Inhalatoren nicht?
Spacer helfen nur bei Sprüh-Inhalatoren (MDIs). Bei Pulver-Inhalatoren wie Pulmicort Flexhaler oder Asmanex Twisthaler ist ein Spacer nutzlos - das Pulver wird direkt eingeatmet. Bei diesen Geräten ist das Spülen nach der Anwendung umso wichtiger. Auch bei MDIs funktioniert ein Spacer nur, wenn er richtig verwendet wird: Sie müssen nach dem Drücken des Inhalators langsam und tief einatmen - nicht sofort.
Wie reinige ich meinen Spacer richtig?
Waschen Sie Ihren Spacer einmal pro Woche mit lauwarmem Wasser und einem Tropfen Spülmittel. Nicht mit heißem Wasser, nicht mit Handtuch abreiben - das erzeugt statische Elektrizität, die Medikamententeilchen an den Wänden haften lässt. Lassen Sie ihn an der Luft trocknen. Ein verschmutzter Spacer kann selbst zum Ort der Pilzansiedlung werden.
Geschrieben von Fenja Berwald
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