Wenn du plötzlich dunkle Flecken auf deinem Gesicht oder deinen Händen siehst, ist das nicht nur ärgerlich - es kann auch verwirrend sein. Sind es Sonnenflecken? Melasma? Oder etwas anderes? Viele Menschen verwechseln diese Formen der Hyperpigmentation, obwohl sie ganz anders entstehen und vor allem anders behandelt werden müssen. Die falsche Therapie kann die Flecken sogar verschlimmern. Hier klären wir, was wirklich dahintersteckt - und was wirklich hilft.
Was ist Hyperpigmentation wirklich?
Hyperpigmentation bedeutet einfach: Hautstellen werden dunkler als der Rest. Das liegt an zu viel Melanin, dem natürlichen Pigment, das deine Haut schützt. Aber nicht alle dunklen Flecken sind gleich. Zwei der häufigsten Formen sind Melasma und Sonnenschäden (auch Sonnenflecken oder solar Lentigines genannt). Sie sehen ähnlich aus - aber ihre Ursachen, ihr Verhalten und ihre Behandlung unterscheiden sich grundlegend.
Melasma erscheint als großflächige, symmetrische braune oder graublaue Flecken - meist auf Wangen, Stirn, Nase oder Oberlippe. Es betrifft vor allem Frauen mit heller bis dunkler Haut (Fitzpatrick-Typ III-VI). Sonnenschäden dagegen sind kleine, gut abgegrenzte braune Punkte, die sich langsam über Jahre auf Hautstellen bilden, die viel Sonne abbekommen: Gesicht, Hände, Schultern. Fast 90 % der Menschen ab 60 mit heller Haut haben sie.
Warum entsteht Melasma - und warum ist es so hartnäckig?
Melasma ist kein einfacher Sonnenbrand-Fleck. Es ist ein komplexes hormonelles und lichtbedingtes Problem. Schwangerschaft, Pille, Hormonersatztherapien - all das kann es auslösen. Aber auch sichtbares Licht (VL) und Wärme spielen eine Rolle. Studien zeigen: Bis zu 30 % der Melasma-Fälle werden durch Licht durch Fenster oder sogar künstliche Beleuchtung ausgelöst. Das ist der Grund, warum du auch im Haus Sonnenschutz brauchst.
Im Gegensatz dazu sind Sonnenschäden fast ausschließlich das Ergebnis von jahrelanger UV-Strahlung. Die Hautzellen reagieren mit einer lokalen Überproduktion von Melanin - aber ohne hormonelle oder entzündliche Auslöser. Deshalb reagieren sie auch viel besser auf Behandlungen.
Die größte Falle? Melasma verschlimmert sich durch Wärme und Licht. Ein IPL-Laser, der bei Sonnenflecken perfekt funktioniert, kann bei Melasma die Flecken viel dunkler machen. Das passiert, weil die Wärme die Melanozyten (die Pigmentzellen) weiter anregt. Viele Patienten merken das erst, wenn es zu spät ist.
Was hilft wirklich - die Topical Agents im Detail
Die beste Behandlung für Hyperpigmentation beginnt nicht mit einem Laser, sondern mit einer Creme. Und zwar mit der richtigen Kombination.
Hydrochinon (4 %) ist der Goldstandard. Es blockiert das Enzym Tyrosinase, das für die Melanin-Produktion verantwortlich ist. Bei Melasma zeigt es bei Kombination mit Tretinoin und einem Kortikosteroid bis zu 70 % Verbesserung nach 12 Wochen. Aber: Du darfst es nicht länger als drei Monate ununterbrochen verwenden. Sonst riskierst du eine seltene, aber irreversible Nebenwirkung: Exogene Ochronose - die Haut wird graubraun und fleckig.
Tretinoin (0,025-0,1 %) beschleunigt die Hauterneuerung. Es nimmt die Pigmentklumpen mit, wie ein sanfter Peel. Es wird abends angewendet - oft abwechselnd mit Hydrochinon, um Reizungen zu vermeiden. Viele Patienten haben zu Beginn Rötung oder Schuppen. Das ist normal. Aber es sollte nach 4-6 Wochen nachlassen.
Vitamin C (L-Ascorbinsäure, 10-20 %) ist dein täglicher Schutzschild. Es wirkt als Antioxidans: Es reduziert bereits gebildetes Melanin und hemmt gleichzeitig die Neuproduktion. Es ist besonders wichtig, weil es auch sichtbares Licht abfängt - etwas, das viele Sonnenschutzmittel nicht tun. Trage es morgens vor dem Sonnenschutz auf.
Neue Alternativen wie Tranexamsäure (5 %) oder Cysteamin (10 %) zeigen in neueren Studien bis zu 60 % Verbesserung bei Melasma - mit weniger Reizungen als Hydrochinon. In der Schweiz sind sie noch nicht weit verbreitet, aber sie werden immer häufiger von Dermatologen verschrieben.
Warum Sonnenschutz der Schlüssel ist - und wie du ihn richtig machst
Der berühmte Satz von Dr. Kourosh von der Harvard Medical School trifft den Kern: „Die Sonne ist stärker als jedes Medikament, das ich dir geben kann.“
Ein normaler Sonnenschutz mit SPF 30+ reicht bei Melasma nicht aus. Du brauchst etwas, das auch sichtbares Licht und Infrarotstrahlung blockiert. Das bedeutet: Mineralische Sonnenschutzmittel mit Zinkoxid und Eisenoxid. Diese Farbstoffe absorbieren das Licht, das normale Filter nicht stoppen können. Und du musst es jeden Tag auftragen - auch wenn du drinnen sitzt. Licht durch Fenster ist ein echter Melasma-Auslöser.
Wie viel solltest du verwenden? Eine Viertelteelöffel fürs Gesicht. Die meisten Menschen nehmen nur die Hälfte - und glauben dann, sie wären geschützt. Das ist der größte Fehler, den 70 % der Patienten machen.
Reapplizieren? Alle zwei Stunden, wenn du draußen bist. Selbst wenn der Sonnenschutz „wasserfest“ ist. Sonst ist er nach einer Stunde wirkungslos.
Was funktioniert nicht - und warum?
Einige Behandlungen sind bei Melasma riskant. IPL, Laser, starke Chemische Peelings - sie können bei Sonnenflecken perfekt sein, aber bei Melasma die Haut ruinieren. Die Wärme regt die Pigmentzellen an - und die Flecken werden dunkler. Dermatologen warten bei Melasma oft 8-12 Wochen mit einer topischen Therapie, bevor sie überhaupt über einen Laser nachdenken. Ziel: Die Melanozyten „ruhen“ lassen.
Über-the-counter-Produkte mit „Hautaufheller“ oder „Vitamine“ helfen selten. Die Konzentrationen sind zu niedrig, und sie enthalten oft keine der bewährten Wirkstoffe in therapeutischer Dosis. 85 % der Melasma-Patienten versuchen zuerst Apothekenprodukte - und geben dann auf, weil es nicht funktioniert. Dabei wäre eine ärztlich begleitete Therapie oft schneller und sicherer.
Und was ist mit Post-Inflammatorischer Hyperpigmentierung (PIH)? Das ist etwas anderes: Dunkle Flecken, die nach Akne, Pickeln oder Verletzungen entstehen. Sie treten häufiger bei dunklerer Haut auf - und reagieren oft schlecht auf Laser. Auch hier: Sanfte topische Therapie und Sonnenschutz sind die Basis.
Wie sieht eine echte Behandlungsstrategie aus?
Es gibt keinen Einheitsplan - aber eine bewährte Struktur:
- Morgens: Vitamin C-Serum (15 % L-Ascorbinsäure) → mineralischer Sonnenschutz mit SPF 50+ und Eisenoxid
- Abends: Abwechselnd Hydrochinon (4 %) und Tretinoin (0,05 %) - nicht jeden Tag, um Reizungen zu vermeiden
- Alle 4-6 Wochen: Leichtes chemisches Peeling (z. B. Glykolsäure) - nur unter ärztlicher Aufsicht
- Ständig: Sonnenschutz - auch im Büro, im Auto, bei bewölktem Wetter
Verbesserungen siehst du nach 8-12 Wochen. Vollständige Aufhellung dauert 3-6 Monate. Und dann? Die Behandlung geht weiter - denn ohne dauerhaften Schutz kehrt Melasma in 95 % der Fälle innerhalb von sechs Monaten zurück.
Was kostet das - und was ist wirklich wertvoll?
Ein Monat mit verschriebenen Cremes kostet zwischen 50 und 150 CHF. Ein IPL-Laser-Sitzung: 300-600 CHF. Aber wenn du falsch behandelst, zahlt du doppelt: Zeit, Geld und eine verschlechterte Haut.
Die meisten Dermatologen in der Schweiz verschreiben heute Kombinationsprodukte - Hydrochinon + Tretinoin + Kortikosteroid - als erste Wahl für mittelschweres Melasma. Das ist effektiver als Einzelwirkstoffe. Und die Kosten? Meist gedeckt durch die Krankenkasse, wenn es medizinisch indiziert ist.
Was du nicht bezahlen musst: teure Serums mit „Extrakt aus Himalaya-Blume“ oder „Koreanische Lichttherapie“. Die wirken nicht. Vertrau auf Wirkstoffe, die in Studien bewiesen sind - nicht auf Marketing.
Was kommt als Nächstes?
Die Forschung geht weiter. In den nächsten fünf Jahren könnte genetische Analyse helfen, vorherzusagen, welcher Wirkstoff bei dir am besten funktioniert. Neue Substanzen wie Tranexamsäure und Cysteamin werden sich durchsetzen - besonders für Menschen, die Hydrochinon nicht vertragen.
Der größte Fortschritt liegt aber nicht in neuen Cremes, sondern in der Aufklärung. Viele Menschen denken, Hyperpigmentation sei nur ein kosmetisches Problem. Dabei ist es ein medizinisches Signal - für zu viel Sonne, hormonelle Veränderungen, oder eine überlastete Haut. Wer es ernst nimmt, kann es kontrollieren. Wer es ignoriert, riskiert, dass es immer schlimmer wird.
Deine Haut ist dein größter Schutz. Behandle sie nicht wie eine Werbefläche. Behandle sie wie das Organ, das sie ist.
Ist Melasma dasselbe wie Sonnenflecken?
Nein. Melasma ist symmetrisch, oft hormonell bedingt und tritt vor allem auf Gesicht und Stirn auf. Sonnenflecken sind klein, unregelmäßig verteilt und entstehen durch langjährige UV-Belastung. Sie sehen ähnlich aus, aber ihre Ursachen und Behandlungen sind völlig verschieden. Ein Laser, der Sonnenflecken entfernt, kann Melasma verschlimmern.
Kann ich Melasma komplett loswerden?
Selten. Melasma ist eine chronische Bedingung. Du kannst es deutlich aufhellen - bis zu 70 % Verbesserung sind möglich. Aber ohne dauerhaften Sonnenschutz und regelmäßige Pflege kehrt es zurück. Die meisten Menschen brauchen eine lebenslange Wartungstherapie - nicht eine Kur.
Warum hilft mein Sonnenschutz nicht?
Weil er wahrscheinlich nur UV-Strahlung blockiert - nicht sichtbares Licht oder Infrarot. Melasma wird auch durch Licht durch Fenster oder künstliche Beleuchtung ausgelöst. Du brauchst einen mineralischen Sonnenschutz mit Eisenoxid, der auch dieses Licht absorbiert. Prüfe die Zutatenliste: Zinkoxid und Eisenoxid müssen dabei sein.
Soll ich Hydrochinon verwenden?
Ja - aber nur unter ärztlicher Aufsicht und für maximal drei Monate. Es ist der wirksamste Wirkstoff gegen Melasma, wenn es in Kombination mit Tretinoin und einem Kortikosteroid verwendet wird. Das Risiko einer dauerhaften Hautverfärbung (Ochronose) ist gering, wenn du die Anwendungsdauer einhältst. Alternativen wie Tranexamsäure oder Cysteamin sind sicherer, aber oft weniger wirksam.
Wann sollte ich zum Dermatologen gehen?
Wenn du nach drei Monaten mit über-the-counter-Produkten keine Veränderung siehst, oder wenn die Flecken größer werden, symmetrisch sind oder dich stören. Ein Dermatologe kann mit einem Dermatoskop die Art der Hyperpigmentation genau bestimmen - und dir eine maßgeschneiderte Therapie verschreiben. Frühzeitige Behandlung verhindert, dass es chronisch wird.
Geschrieben von Fenja Berwald
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